Küssen verboten! - Nachsorge minimalinvasiver Eingriffe im Gesichtsbereich

Veröffentlicht am 23. Oktober 2020 um 23:00

-"Schatz, der Arzt hat mir das Küssen verboten!"-

Patientin L.


 

-"Schatz, der Arzt hat mir das Küssen verboten!"-

Patientin L.

 

Manchmal werden wir von unseren Patienten ganz ungläubig angesehen, wenn wir mit Ihnen unsere postinjektiven Empfehlungen besprechen.

Häufig müssen wir auch erfahren, dass diese Vorkehrungen und Maßnahmen von vielen Kollegen leider nicht  angwendet bzw. im Patientengespräch kommunizeirt werden. Unsere Patienten erwarten ein 100%iges Ergebnis, welches nicht mit Absetzen der Spritze bzw. Kanüle endet, sondern auch den Patienten selbst noch einige Tage in die Pflicht nimmt.

Bei vielen Behandlungen ist die Nachsorge ein sehr wichtiger Faktor und ist maßgeblich am Gesamtergebnis beteiligt. Ärgerlich ist es immer, wenn das gemeinsam ausgearbeitete Behandlungsziel durch eine falsche Nachsorge gefährdet wird.

Wir merken nicht umsonst besonders bei unseren „Late-Night-Sessions“ an, dass wir gerade bei Botulinumtoxin-Behandlungen dringend empfehlen noch vier Stunden wach zu bleiben. Die korrekte Kopfhaltung bzw. das Wachbleiben hat einen guten Grund, der mit der Wirkweise des Botulinumtoxins zusammenhängt.

Damit das Medikament im Muskel verbleibt und sich nicht zu stark verteilt, sollten die Patienten mindestens die ersten drei Stunden nach dem Eingriff den Kopf aufrecht halten, sich nicht hinlegen und körperliche Anstrengung vermeiden. Nach dieser Zeit ist das Medikament in den meisten Fällen vollständig in den jeweiligen angezielten Muskeln aufgenommen und fest gebunden. Nur so können wir ein diffundieren in andere bzw. benachbarte Muskeln verhindern. Mit Botulinumtoxin-Injektionen versuchen wir gezielt Muskelkontraktionen zu „lähmen“ oder bedienen uns am muskulären Zugverhalten des menschlichen Gesichts. Wird in solchen Fällen die Nachsorge nicht gewissenhaft gepflegt, kann dies zum Teil Asymmetrien, einseitige Faltenbelastung und unschöne Nebenwirkungen erzeugen, wie die gefürchtet Lidptosis.

Ähnliche Nebenwirkungen könne auch durch andere externe Faktoren ausgelöst werden.

So sollte nach der Behandlung auf größere Alkoholmengen für mindestens vierundzwanzig Stunden oder länger verzichtet werden und auch Sport sollte vierundzwanzig Stunden nach der Behandlung nicht betrieben werden. Hier geht es hauptsächlich um zwei Mechanismen, welche die Injektionsdepots manipulieren. Starke Schweißbildung im Gesicht führt zu einem „Ausschwemmprozess“ der Depots und somit zu einem abgeschwächten Ergebnis. Zum anderen ist es der generelle Aggregatzustand des Körpers, welcher eine perfekte Einbettung des Medikaments verhindert.

Wir empfehlen zusätzlich auch einen Verzicht von sieben Tagen nach der Botox-Behandlung auf Gesichtsmassagen, professionelle Gesichtsreinigungen oder übertriebenes „Drücken/Quetschen“ der behandelten Bereiche. Ultraschalltherapien und andere transdermale Behandlungen dürfen erst wieder unter Berücksichtigung der unterspritzten Areale in einem Zeitraum von zehn bis zwölf Tagen angewendet werden.

Aber genug „gebotoxt“, auch die Hyaluronsäure-Therapien benötigen ein hohes Maß an Pflege nach der Unterspritzung.

Hier möchte ich ein besonderes Augenmerk auf die Lippenunterspritzung legen, da es hier zu einigen Besonderheiten kommt, die nicht immer auf den ersten Blick verständlich sind.

Tendenziell gilt bei der Hyaluronsäureunterspritzung eine ähnliche Nachsorge, wie bei einer Botulinumtoxintherapie, aber die Lippenunterspritzung stellt hier ein Unikum dar. Wichtige Zusatzhinweise nach einer Unterspritzung sind, der Verzicht von mindestens vier Stunden von heißen Getränken und Speisen und die Auftrageroutine von Lippenstiften und Lippenpflege sollte erst wieder am Folgetag angewendet werden. Oftmals unterschätzt wird der „Warnhinweis“, dass für vierundzwanzig Stunden das Küssen vermieden werden sollte.

Für die Lippenunterspritzung mit Hyaluronsäure wird in den meisten Fällen ein eher „weicher“ Filler verwendet, der sich gut in das Lippengewebe integriert. So schaffen wir ein natürlich aussehendes Ergebnis, welches sich auch natürlich für den Patienten anfühlt.

Allerdings benötigt dieser „weiche“ Filler auch ein bisschen mehr Zeit, um sich gut in das Lippengewebe zu integrieren. Vierundzwanzig Stunden sollte man hier unsere Empfehlungen mindestens beachten und besonderes Interesse sollte daran liegen, dass keinerlei externer Druck auf die Lippenregion ausgeübt wird.

Aus den oben genannten Gründen ist für unsere Patienten "Küssen" am ersten Tag nach der Lippenbehandlung verboten, da es schlicht etwas Zeit benötigt, bis sich der Filler in das Gewebe eingebunden hat. Durch eine wilde „Knutscherei“ kann es dazu kommen und so wird es auch immer wieder in der Fachliteratur beschrieben, dass sich der Filler verschiebt und wir am Ende ein ungleichmäßiges Lippenbild haben, welches deutliche Volumendefekte und Asymmetrien zeigt.

 

Ciao DB

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