Einmal "Fettwegspritze" bitte?

Veröffentlicht am 27. März 2022 um 22:27

Die Fettwegspritze, unter Medizinern auch als Injektionslipolyse oder Intralipotherapie bezeichnet, ist ein nicht-operatives Verfahren zur Beseitigung störender Fettdepots durch gezieltes Einspritzen einer speziellen Lösung in das überschüssige Fettgewebe bzw. Fettdepots.


 

Einmal "Fettwegspritze" bitte?

Die Fettwegspritze, unter Medizinern auch als Injektionslipolyse oder Intralipotherapie bezeichnet, ist ein nicht-operatives Verfahren zur Beseitigung störender Fettdepots durch gezieltes Einspritzen einer speziellen Lösung in das überschüssige Fettgewebe bzw. Fettdepots.

 

Viele Patienten wollen sich keinem größeren chirurgischen Eingriff unterziehen, leiden dennoch unter ihren „Problemzonen“. Kleine Fettpölsterchen, z. B. unter dem Kinn, können die Optik und das individuelle Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Für eine chirurgische Behandlung in Form einer Fettabsaugung scheint das Problem in den meisten Fällen zu gering. Dennoch besteht eine große Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen und eventuell stören die angesprochenen „Problemzonen“ immer wieder auf Fotos. In diesen Fällen kann die Fettwegspritze zur Behandlung kleiner Fettdepots ohne Operation eine echte Alternative sein.

 

Häufige Indikationen für eine Behandlung mit der Fettwegspritze sind kleinere Fettpölsterchen im Gesicht, wie ein Doppelkinn oder Hängebäckchen, sowie kleine und mittlere Fettdepots an Bauch, Hüften, Reiterhosen, Oberschenkel- und Knieinnenseiten, Rücken- und Achselfalten sowie Fettansammlungen an der Brust (Pseudogynäkomastie) und im Nacken („Buffalo Hump“). Im Gegensatz zur Fettabsaugung benötigt die Behandlung mit der „Fett-weg-Spritze“ keine Anästhesie und ist ein eher „kleiner“ Eingriff. Somit ist das Verfahren ideal für Patienten, die den Aufwand einer Operation und der damit verbundenen Nachbehandlung und eventuellen Nebenwirkungen scheuen.

Das Unterhautfettgewebe ist je nach Geschlecht unterschiedlich verteilt. Bei Frauen finden sich Fettpölsterchen typischerweise am Kinnbereich, am Bauch, an den Hüften oder im Oberschenkelbereich. Beim Mann sind Fettdepots eher gürtelförmig an Bauch und Hüften angeordnet.

In den meisten Fällen haben unsere Patienten schon eine Odyssee an Methoden ausprobiert, die lästigen Pölsterchen loszuwerden. Diese Verteilung lässt sich meist weder durch Diäten noch durch gesteigerte sportliche Aktivität merklich beeinflussen. Störende Fettpolster an den sogenannten Problemzonen, z.B. den Reiterhosen der Frau, finden sich daher auch bei schlanken Menschen und sind häufig Anlass für den Besuch bei uns in der Praxis.

Der erfahrene Behandler muss aber ganz klar die Wirkweise der Spritze einordnen und realistisch erklären, wann ein chirurgischer Eingriff mehr Sinn ergibt. Die Fettabsaugung ist ein zuverlässiger, aber auch chirurgischer Eingriff zur Beseitigung störender Fettdepots und wird deshalb bei kleinen Problemzonen nicht immer gewünscht. Viele Patienten meiden dann final doch die Operation. In einigen dieser Fälle sind Behandlungen ohne Operation, wie die Kryolipolyse (Zerstörung von Fettzellen durch lokale Kälteanwendung), oder auch die Injektionslipolyse schonende und sichere Alternativen. Mit der Spritze können kleinere, lokalisierte Fettdepots, wie ein Doppelkinn oder an der Hüfte, durch die ein- oder mehrmalige Injektion einer fettauflösenden (lipolytischen) Substanz, in einer ambulanten und für den Patienten belastungsarmen Behandlungsform aufgelöst werden. Zur Behandlung von groβen oder mehreren Fettdepots empfehlen wir jedoch die Fettabsaugung, da die „Fettwegspritze" in höherer Dosierung mit einem erhöhten Risiko von Nebenwirkungen verbunden ist. Somit stellt die Spritze keine vollwertige Alternative zur Fettabsaugung dar, sondern muss gemäß ihrer Wirkweise gezielt eingesetzt werden.

Die „Fettwegspritze“ enthält eine Wirkstoffkombination aus Phosphatidylcholin und Desoxycholsäure. Ursprünglich wurde dem Phosphatidylcholin die Wirkung für den Fettabbau zugeschrieben. Diese Vermutung basierte auf der Tatsache, dass Phosphatidylcholin erfolgreich als Mittel gegen Fettembolien eingesetzt wurde. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten hingegen, dass der eigentliche Wirkmechanismus der Injektionslipolyse auf der fettauflösenden Eigenschaft der Desoxycholsäure basiert. Desoxycholsäure ist eine Gallensäure, die auch in natürlicher Form im menschlichen Körper vorkommt und dort eine entscheidende Funktion bei der Fettverdauung hat.

 

Bei der Injektionslipolyse wird Desoxycholsäure direkt in das subkutane Fettgewebe injiziert und dockt an Rezeptoren der Fettzellmembran an. Die Zellwand wird durch die fettverdauende Wirkung der Desoxycholsäure instabil und löst sich auf. Die Fettzelle gibt ihren Inhalt frei. Hieraus resultiert eine Entzündungsreaktion im Fettgewebe, die durch die körpereigene Immunabwehr bekämpft wird. Die „Fettzellen“ werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen über das Lymphsystem in die Blutzirkulation abgeführt und über Urin und Stuhl ausgeschieden.

 

Es wird vermutet, dass Phosphatidylcholin einen positiven Einfluss auf den weiteren Fettabbau hat. Dieser aus dem Öl der Sojabohne hergestellte Wirkstoff bewirkt, dass das Fett nach dem Zerfall der Fettzellen in der Leber abgebaut wird. Nur ein geringer Teil wird über die Niere ausgeschieden. Die mit der Injektionslipolyse abgebauten Fettzellen werden nach heutigem Kenntnisstand nicht neu gebildet.

Leider kann nicht jeder Patient mit einer Injektionslipolyse behandelt werden. Akute oder chronische Hauterkrankungen an den zu behandelnden Stellen, wie Ekzeme, Dermatitis oder Hautausschläge, torpedieren eine Behandlung. Bekannte Neigungen zu schweren Allergien (Soja), Organerkrankungen der „abbauenden“ Organe oder Schwangerschaft bzw. Stillzeit schließen eine Behandlung ebenfalls aus.

Vor der eigentlichen Behandlung wird die Haut im Behandlungsareal gereinigt und desinfiziert. Die Desoxycholsäure-Lösung wird über mehrere Punktionsstellen gleichmäßig ins Unterhautfettgewebe der Behandlungszone mit der Spritze injiziert und die Haut zur besseren Verteilung und Einwirkung leicht massiert. Für eine schmerzarme Behandlung wird der Injektionslösung ein Lokalanästhetikum beigefügt und das Hautareal im Vorfeld mit einem Lokalanästhetikum via Salbe vorbehandelt. Abschließend kann für ein bis zwei Tage ein Kompressionsverband angelegt werden, um Schwellungen vorzubeugen.

Wie bei allen Behandlungen können auch bei der Injektionslipolyse gewisse Nebenwirkungen auftreten. Es ist zwar kein chirurgischer Eingriff, wie eine Fettabsaugung, muss aber ähnlich gewissenhaft durchgeführt werden.

    In der ersten Zeit (ein, zwei Tage) nach der Behandlung sind leichte Schmerzen in den behandelten Zonen üblich, die von unseren Patienten mit lokaler Kompression, Kühlung und ggf. Lymphdrainagen behandelt werden. Nach einer Injektionslipolyse ist der behandelte Bereich üblicherweise für einige Tage geschwollen und fühlt sich verhärtet an.  Nicht selten können in dem behandelten Bereich Blutergüsse, Schwellungen und Druckempfindlichkeit auftreten und es kann zu einer Hautrötung kommen.

In Fachliteratur werden auch noch einige seltenere Nebenwirkungen beschrieben. Nach der Therapie kann es in seltenen Fällen zu Hyperpigmentierungen, Gefühlsstörungen, Hautnekrosen, Verhärtungen und Unregelmäßigkeiten der Haut in den Behandlungsregionen kommen.

Die Veränderungen zeigen sich in der Regel nach vier Wochen. Am deutlichsten sichtbar werden die Ergebnisse jedoch erst nach einigen Monaten (zwei, drei Monate). Ihr Körper baut die geschädigten Fettzellen über mehrere Wochen auf natürliche Weise ab. Um das gewünschte Resultat zu erreichen, empfiehlt es sich auch, dass die Behandlung nach vier Wochen in der gleichen Region wiederholt wird.

 

 

Ciao DB

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.